8 Lösungen
Die Klimakrise und weitere Umweltkrisen sind mittelfristig die größte Bedrohung für Sicherheit, Wirtschaft und Wohlstand, Demokratie, Zivilisation und Menschenleben.
Innovative und inklusive Ansätze eröffnen neue Chancen zum Schutz bedrohter Küstenlebensräume.
Küstenlebensräume sind unverzichtbar, doch ihr Zustand verschlechtert sich rasant – durch Klimawandel und menschliche Eingriffe.
Mangrovenwälder sind bereits um 35 % zurückgegangen, die Hälfte steht vor dem Kollaps. Steigt die globale Temperatur über 1,5 °C, droht der Verlust lebenswichtiger Ökosysteme – mit gravierenden Folgen für 500 Millionen Menschen.
Bei +3 °C könnten Mangroven, Riffinseln und 40 % der Salzwiesen weitgehend verschwinden.
Klimabedingter Stress verstärkt bestehende Belastungen wie Verschmutzung, Massentourismus und Landgewinnung – und macht den Schutz dieser sensiblen Lebensräume zu einer komplexen, aber dringlichen Aufgabe. Lokale Maßnahmen spielen dabei eine zentrale Rolle.
Lösung
Die Wiederherstellung von Küstenökosystemen erfordert vielseitige Ansätze:
Grüne Infrastruktur, ergänzt durch technische Elemente, kann die Widerstandskraft stärken und zugleich die Biodiversität fördern.
Heimische Pflanzenarten sollten bevorzugt werden, um die ökologischen Vorteile zu maximieren. Entscheidend sind zudem die Einbindung lokaler Gemeinschaften sowie die Nutzung indigenen Wissens für gerechte und nachhaltige Lösungen.
Ein ganzheitlicher Blick auf das Einzugsgebiet hilft, Auswirkungen wie Verschmutzung oder Sedimenteintrag zu vermeiden.
Wissenschaftlich fundierte Ansätze stärken den Schutz der Küsten – für Natur und Mensch.


Der Schutz der Wälder verhindert eine Verschärfung künftiger Dürren und hält regionale und saisonale Regenmuster stabil.
Man schätzt, dass etwa 40 % des weltweiten Niederschlags aus der Transpiration von Pflanzen stammen.
Die Abholzung von Wäldern verringert die regionalen und windabwärts gerichteten Niederschläge, was zu einem trockeneren Klima, und somit geringerer landwirtschaftlicher Produktivität führt.
n den Tropen kann ein Verlust von 1 % des Waldes die Niederschlagsmenge um 0,25 mm/Monat verringern und die Regenzeit um bis zu 40 Tage verzögern.
Dürren haben schwerwiegende Folgen: z.B. 700.000 Todesfälle in Afrika seit 1950. In Europa belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Kosten auf 6,2 Milliarden Euro, die in extremen Jahren bis auf 8,3 Milliarden Euro angestiegen sind.
Lösung
Die Eindämmung der Entwaldung erfordert nachhaltige Waldbewirtschaftung, Schutzgebiete, strenge Strafen für illegalen Holzeinschlag und eine bessere Regierungsführung.
Maßnahmen in der Lieferkette sollten auf Hochrisikogebiete ausgerichtet sein und gleichzeitig die ländliche Entwicklung unterstützen. Indigene Gemeinschaften spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Wälder.
Die Aufforstung in Gebieten mit von Natur aus geringem Baumbestand kann jedoch die Ökosysteme schädigen, die biologische Vielfalt verringern, Feuchtgebiete austrocknen und die Wassermenge in Flüssen verändern.
Um die regionale Durchführbarkeit von Maßnahmen besser beurteilen zu können, sind mehr bodengestützte Daten in Kombination mit Satellitenmissionen, insbesondere in tropischen und semiariden (halbtrockenen) Regionen, erforderlich.
Verzögertes Einschreiten gegen den Klimawandel wird wahrscheinlich das Brandrisiko in vielen Regionen erhöhen.
Wetterbedingte Brandrisiken steigen nicht nur in ohnehin gefährdeten, sondern zunehmend auch in kühleren, feuchteren Regionen.
Lokale Zündquellen, brennbare Vegetation und leicht entflammbare Landnutzung – etwa Kiefern- oder Eukalyptusplantagen – verschärfen die Gefahr.
Besonders abgelegene Gebiete sind anfällig für schwere Brände mit hohem Kohlenstoffverlust – auch wegen mangelnder Überwachung und begrenzter Löschkapazitäten.
Langfristige Prognosen auf lokaler Ebene bleiben jedoch unsicher und sind für die Planung kaum verlässlich.
Lösung
Vorbeugender Klimaschutz ist kostengünstiger als die Schäden extremer Feuersaisons. Allein auf Brandbekämpfung zu setzen, hat teils zu mehr Brennmaterial und heftigeren Bränden geführt.
Effektiver ist ein Mix aus kontrollierten Feuern, mechanischer Brennstoffreduktion und Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität. Brandschutzstreifen helfen lokal, können aber Lebensräume zerschneiden.
Besseres Feuermanagement gelingt durch die Einbindung indigenen Wissens, internationale Zusammenarbeit, satellitengestützte Überwachung und angepasste Ökosystempflege.


Risiken bei der Umsetzung der naturbasierten Kohlendioxidentfernung (CDR)
In den vergangenen Jahrzehnten haben Pflanzen und Böden rund ein Drittel der jährlichen CO₂-Emissionen aus fossilen Brennstoffen aufgenommen.
Doch klimabedingte Zunahmen von Waldbränden und anderen Störungen gefährden die Stabilität dieser landbasierten Kohlenstoffspeicher zunehmend.
Da diese nur vorübergehend gebunden sind, ist es schwierig, den tatsächlichen Nutzen solcher Speicher als Ausgleich für fossile Emissionen verlässlich zu beziffern.
Lösung
Um der Unsicherheit landbasierter Kohlenstoffspeicherung Rechnung zu tragen, lässt sich ihr Nutzen fürs Klima mithilfe sogenannter Tonnenjahre über die Zeit bewerten.
Eine aktualisierte Methode verknüpft diese mit Gradjahren vermiedener Erwärmung.
Werden Ausgleichsmaßnahmen nicht als dauerhafte Kompensation, sondern als zeitlich begrenzter Beitrag verstanden, können CO₂-Ausgleichsregeln realistischer gestaltet werden und die Wirkung temporärer Speicherung wird besser abgebildet.
Mindestens 20-25 % (halb-)natürlicher Lebensraum pro Quadratkilometer in vom Menschen veränderten Landschaften sind für die Erhaltung der Beiträge der Natur für den Menschen erforderlich.
Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht – dabei stehen bislang nur 16,6 % der Landfläche und 8 % der Ozeane unter Schutz.
Der Naturschutz konzentriert sich vor allem auf den Erhalt weitgehend unberührter Ökosysteme, wie in Ziel A des Kunming-Montreal-Rahmens festgelegt.
Doch auch vom Menschen geprägte Landschaften können wichtige Beiträge für das Wohlergehen leisten – vorausgesetzt, die biologische Vielfalt, Umfang und Vernetzung bleiben erhalten.
Sinkt die Natur jedoch unter kritische Schwellen, nimmt ihre Fähigkeit, zentrale Leistungen zu erbringen, rapide ab.
Lösung
Ein Anteil von 20-25 % in von Menschen geprägten Lebensräumen pro Quadratkilometer stärkt Biodiversität, Ernährungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen.
Praktiken wie Agrarökologie, Agroforstwirtschaft, Fruchtwechsel, Mischkulturen und städtisches Grün leisten dazu einen wichtigen Beitrag.
Entscheidend für den Erfolg sind lokal angepasste, innovative Ansätze, die den Bedürfnissen der Gemeinschaften entsprechen, Zielkonflikte mit der Nahrungsmittelproduktion vermeiden und von starken Partnerschaften mit relevanten Akteuren getragen werden.


Es sind umfassende politische Maßnahmenpakete zu verknüpfen, um die Ursachen der Verschlechterung von Ökosystemen zu bekämpfen und gerechte Beziehungen zwischen Mensch und Natur wiederherzustellen.
Bislang liegt der weltweite Fokus auf Klimazielen, während die Biodiversitätskrise und die Notwendigkeit, das Verhältnis zwischen Mensch und Natur zu stärken, oft in deren Schatten stehen.
Somit ist die Ausarbeitung von Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität mit großen Herausforderungen verbunden: Es fehlen Plattformen, um gemeinsame Standards zu setzen, Ungleichheiten anzugehen und Verantwortung sicherzustellen.
Viele dieser Probleme wurzeln in ausbeuterischen Strukturen und kolonialen Altlasten: Regionen mit hoher Artenvielfalt werden oft lediglich als Rohstoffquelle für den Weltmarkt betrachtet, ohne dass die lokalen Gemeinschaften eine angemessene Entlohnung oder Gegenleistungen erhalten.
Lösung
Um Verbindlichkeit und Rechenschaft in globalen Umweltabkommen zu stärken, lohnt sich ein Blick auf die Errungenschaften im Bereich der Menschenrechte.
Eine nachhaltige Handelspolitik sollte Zertifizierungen, faire Handelsabkommen und gezielte Anreize umfassen. Transnationale Naturschutzinitiativen zeigen, wie regionale Zusammenarbeit wertvolle Ökosysteme schützen und gleichzeitig nachhaltige Lebensgrundlagen sichern kann.
Umweltpolitiken benötigen eine gerechte Ausgestaltung und einen menschenrechtsbasierten Ansatz. So lassen sich die Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam angehen – für eine gesündere Erde für alle.
Der sozioökonomische Wert von Ökosystemen wird mit wachsendem Einkommen und zunehmender Knappheit der Ökosysteme.
Wie im Ziel 14 des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework festgehalten, sollen die Werte der biologischen Vielfalt in politische und wirtschaftliche Planungsprozesse einfließen.
In der Praxis jedoch greifen Regierungen oft auf die Monetarisierung von Ökosystemleistungen zurück, um sie in Kosten-Nutzen-Analysen einzubeziehen.
Diese Bewertungen orientieren sich in der Regel am heutigen Marktgeschehen. Das hat zur Folge, dass die Natur im Vergleich zu anderen Gütern und Dienstleistungen, deren Wert mit steigendem Einkommen zunimmt, immer weiter an relativer Bedeutung verliert.
Lösung
Eine nun entwickelte praxistaugliche Formel für politische Entscheidungsprozesse ermöglicht es, den zukünftigen ökonomischen Wert knapper werdender Ökosystemleistungen zu berechnen – inklusive der Entwicklung von Einkommen.
Das Ergebnis: Wenn die zunehmende Knappheit von Naturgütern berücksichtigt wird, steigt auch ihr wirtschaftlich zugeschriebener Wert deutlich an.


Die Prinzipien der Convivial Conservation
Im heutigen Naturschutz dominieren zwei Ansätze. Die sogenannte „New Conservation” kritisiert die Idee unberührter Wildnis als menschenfernes Ideal.
Stattdessen setzt sie auf die Integration des Naturschutzes in wirtschaftliche Entwicklungsprozesse. Ihre starke Orientierung an Marktmechanismen verfehlt jedoch das eigentliche Problem, nämlich das kapitalistische Wirtschaftsmodell, das den Verlust der biologischen Vielfalt antreibt und damit soziale sowie ökologische Krisen verschärft.
Das Gegenmodell, der Neo-Protektionismus, geht den entgegengesetzten Weg: Er fordert eine strikte Trennung von Natur und Mensch und setzt auf die Ausweitung klassischer Schutzgebiete nach dem Prinzip der „grünen Festung”.
Auch hier bleibt die überkommene Trennung von Natur und Kultur bestehen – mit allen damit verbundenen Spannungen.
Lösung
Convivial Conservation plädiert für die Schaffung von integrierten Natur-Kultur-Räumen jenseits kapitalistischer Logiken.
Im Zentrum stehen inklusive Entscheidungsprozesse sowie eine gerechte Umverteilung von Ressourcen und Wohlstand.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Wissen indigener und lokaler Gemeinschaften. Konzepte wie Ubuntu, Buen Vivir oder Eco-Swaraj stellen das Leben in gegenseitiger Fürsorge zwischen Mensch und Natur in den Mittelpunkt und kritisieren Ausbeutung sowie Individualismus.
Praktische Initiativen reichen von einem ökologischen Grundeinkommen bis hin zu Formen des menschlichen Zusammenlebens mit Wildtieren – stets getragen von einer starken, partizipativen Basis.